Montag, 8. Dezember 2008

Journalismus vs. Spice

Liebes Räuchervolk,

Die Zeitungen überschlagen sich in letzter Zeit mit Berichten über Spice. Das Gewürz. Es ist unglaublich, wie viel darüber berichtet wird und doch ist es immer das Gleiche. Keine Sau weiß scheinbar bescheid, alle wägen sich in Vermutungen und ziehen sogenanntee Experten zu Rate um ihren Berichten mehr Substanz zu geben. Doch es gibt ein Problem: keiner dieser Journalisten scheint sich ernsthaft mit dem neuen Trend auseinander zu setzen - vielmehr schreiben sie von anderen ab und greifen allgemeine Vorurteile auf um ihren Bericht "sozialkritisch" rüber zu bringen. Doch es gibt einige Fakten, die nie erwähnt werden. Das liegt sicherlich an der knappen Zeit die heutzutage den Reportern gegeben wird, gründlich zu recherchieren.

So gelesen auch in der heutigen Ausgabe des "Weser-Kurier", der Bremer Tageszeitung:



So schreibt die Reporterin dort:
"Das Kraut heißt "Spice" und wird zurzeit in vielen Bremer Jugendcliquen auf Partys weitergereicht.."

- Dieser Satz steht am Anfang des Artikels und stigmatisiert dadurch die "Jugend" als unzurechnungsfähig und bekloppt und überhaupt sind es doch immer die "Teenies" die mit sowas anfangen. Was nicht gesagt wird, weil es wahrscheinlich nicht ins Bild passt, ist, dass viele Spice bzw. Smoke oder Sence-Käufer fest im Beruf stehende, gebildete Menschen mitte dreißig sind, die sich weder auf Partys noch mit Cliquen rumtreiben, sondern die Kräutermischungen bewusst und legal kaufen um sich den Feierabend zu versüßen. Aber so etwas passt einfach nicht ins Bild der Berichterstattung der "Modedroge".

Weiter heißt es in dem Bericht: "..der angebliche Inhalt in den Tüten und die beobachtete Wirkung passen nicht zusammen.." - aha! Und wie sollte es sonst Wirken? Was wäre denn stattdessen zu erwarten? Hat die Verfasserin des Artikels sich etwas Anderes erhofft? Oder hat sie wohlmöglich das Kraut nicht mal selbst verräuchert und schreibt nur ab, was vor ihr schon viele berichtet haben?

Und es kommt noch schlimmer:
"Dass bei dem Verbrennen toxische, also gesundheitsschädigende Gase frei werden, wissen die wenigsten. Und so hat sich auch noch nicht herumgesprochen, dass manche der harmlos klingenden Kräuter auf den Verpackungen reine Fantasienamen sind."

Nur zur Erläuterung: bei der Verbrennung von getrockneten Pflanzen kommt es IMMER zu gesundheitschädlichen Gasen, das liegt in der Natur der Sache - das kann einem jeder tabaksüchtige Raucher bestätigen. Wer hat denn behauptet, dass beim Verbrennen gesundheitsfördernde Stoffe freigesetzt würden? Wer glaubt denn so etwas ernsthaft? Und wem die Kräuter nicht bekannt sind, der sollte evtl. mal einen Blick in die "Enzyklopädie psychoaktiver Pflanzen" von Christian Rätsch werfen - schon allein der vollständingen Dokumentation halber!

Ich finde diese einseitige Berichterstattung sehr bedauernswert - auch wenn ich hier kein Pro oder Kontra zum Spice abgeben möchte, so finde ich es doch bemerkenswert durch wie viele Gesellschaftsschichten sich dieses Kraut gezogen hat und wie wenig über diesen Umstand berichtet wird. Und jeder Bericht GEGEN das Gewürz und seine "Brüder" ist letzlich Werbung DAFÜR - aber das scheint nicht wirklich wichtig zu sein, solange man als Zeitung auch mal was darüber geschrieben hat.

Genug für heute, jetzt gibt's "Onkel Oswald und der Sudankäfer", da ist die Welt noch in Ordnung (naja, fast)!

D.T.



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